Der Stick ist ein Saiteninstrument, das der Instrumentenfamilie der Gitarren , genauer der Elektro-Gitarren, zuzuordnen ist. Die prinzipielle Idee für dieses Instrument liegt in der Spielweise begründet, dem „Tappen“ oder „Tapping“.
Der Amerikaner Jimmie Webster gilt als einer der ersten Entdecker des „Tapping“,angeregt durch Harry deArmont. Bereits 1952 veröffentlichte er seine „Tapping-Methode“ für die 6-saitige Gitarre und auch eine Schallplatte.
Tappen heißt, dass die Saiten mit den Fingern auf das Griffbrett geschlagen werden. Die Saiten werden gehalten, nachdem sie heruntergeschlagen wurden. So entsteht eine neue Möglichkeit der Tonbildung, die zwar in der Gitarrenwelt bekannt ist, sich aber noch längst nicht durchgesetzt hat.
Der Stick ist eine spezielle Tapping-Gitarre, erfunden und entwickelt von Emmett Chapman (Los Angeles/California) verbunden mit einem eigenen Konzept der Saitenstimmung, dem „Stick Standard Tuning“. Im Jahre 1974 hatte Emmett Chapman einen bahnbrechenden Einfluß auf die Entwicklung des Tappings mit der Erfindung des Chapman Sticks und seiner Idee die Finger parallel zu den Bundstäbchen zu halten und senkrecht zu den Saiten. Er kreierte diese Two-Hand-Technik mit senkrecht zum Griffbrett gehaltenen Händen auf einer 9-saitigen Gitarre im Jahre 1969. Chapman richtete die Finger der rechten Hand senkrecht auf Hals und Saiten aus, genau wie die linke Hand bei der üblichen Haltung der Gitarre. Die Hände erreichen das Griffbrett von entgegengesetzten Seiten, die Hände sind so parallel zueinander orientiert.
Mit dieser Position wurde es leichter, eine relaxte Körperhaltung und ein entspannte Kopfhaltung zu bekommen. Durch diesen spieltechnischen Ansatz treffen die Fingerspitzen präziser ihr Ziel entlang der fortschreitenden Bünde und einzelnen Saiten. Chapman war der erste , der nach diesem Ansatz vorging. Die anderen Ansätze (Webster, Bunker, van Halen) setzten die Finger der rechten Hand parallel zu den Saiten ein. Chapman strukturierte seine Ideen als erklärte Spielmethode und begann Gitarristen und Baßgitarristen zu unterrichten. Chapmans Idee bezieht sich nicht nur auf den Stick, es ist eine prinzipielle Idee, um eine gute Tapping- Technik und musikalische Qualität zu erreichen. Er veröffentlichte diese Idee u.a. in seinem Buch: Emmett Chapman, „Free Hands – A New Discipline of Fingers on Strings“, Los Angeles, 1974.
Mathias Sorof entwickelte frühzeitig, beeinflußt durch Chapman, eine eigene Methode für die Tap-Gitarre, die er auf dem Stick als geeignetem Instrument umsetzte. Bereits beim Erwerb des Instruments , eines 10-String-Sticks im Jahre 1980 stand die Entscheidung für ein eigenes Konzept und die daraus zu entwickelnde Methode fest. Dabei ist für Sorof die Saitenstimmung die Grundlage einer Methode, nicht die Haltung des Instrument. Die Überlegung, mit den Händen nicht über Kreuz, also „uncrossed“ zu spielen, gab den Ausschlag, um die für die gekreuzte, also „crossed“-typische gegenseitige Einschränkung der Bewegungsfreiheit beider Hände auszuschließen. Somit ist die „uncrossed“-Spielweise das erste typische Attribut des Sorof-Tunings.
Weitere Eigenschaft ist die Aufteilung der Saitengruppen in 2 Regionen, die jeweils einer Hand zugeteilt sind. Grundsätzlich verfolgen die beiden Hände stark vereinfacht gesagt je ein Aufgabengebiet:
– die linke Hand führt mit 5 Saiten den Bass und Akkorde in beliebigen Rhythmen und Strukturen.
- die rechte Hand führt mit 5 Saiten Melodie und Akkorde in beliebigen Rhythmen und Strukturen.
Somit ist die Aufteilung der Saiten in „2 Regionen“ das zweite typische Attribut des Sorof-Tunings.
Das dritte Attribut betrifft die Stimmung der Saiten. In Sorof`s Methode ist die Spielrichtung beider Hände parallel angelegt, nicht gespiegelt wie beim Stick-Standard-Tuning, die Stimmung ist an traditionell bewährten Stimmungen orientiert.
– die Saiten für die linke Hand sind in Quinten gestimmt, wie bei einem Cello
Saiten 5 -1: ,C – ,G – D – A – e
-
die Saiten für die rechte Hand sind in an die klassische Gitarrenstimmung angelehnt, also Quartenstimmung mit Terzschritt
Saiten 10 – 6: G – c – f – a – d`
Das vierte Attribut liegt in der Möglichkeit des „Cross-Tappings“, d.h. das Denkmodell der „2 Regionen“ (Two-Regions-Tapping) kann variiert werden in „One-Region-Tapping“ oder „Cross-Region-Tapping“ , so daß sich andere Schnittmengen ergeben.
– beide Hände tappen auf den Saiten der linken Hand
- beide Hände tappen auf den Saiten der rechten Hand
- die linke Hand tappt auf den Saiten der linken & rechten Hand
- die rechte Hand tappt auf den Saiten der linken & rechten Hand.
Über die Variabilität und die Vor- und Nachteile der einen oder andere Stimmung lässt sich streiten, aber das kommt nur der gesamten Entwicklung zugute. Aber dieser seltene Zustand neuer Möglichkeiten ist gegenwärtig noch etwas Besonderes.
Die bisherigen Ergebnisse und Erfolge sprechen nicht gegen diese Methode. Viele Dinge sind ohnehin untereinander kompatibel, so daß nach den Erfahrungen und daraus gewonnenen Erkenntnissen ein Austausch zwischen beispielsweise „Standard Stick Tuning“ oder „Baritone Tuning“ und dem „Sorof Tuning“ gut funktioniert. Das konnte erstmals 2003/2004 auf verschiedenen Chapman-Stick-Seminaren erörtert und praktisch ausprobiert werden.
Abgesehen davon gibt es viele Parameter der Tap-Gitarren-Technik, die nicht an die Stimmung gebunden sind und prinzipiell alle Tapper gleichermaßen betreffen.
Das Instrument wird hergestellt und vertrieben unter der Trademark „The Stick“ von Stick Enterprises, (Los Angeles/California)einem kleinen Produktionsbetrieb in den USA.
Der Stick wird mittlerweile in verschiedenen Modellen und Stimmungen hergestellt. Das Standardmodell bis heute hat 10 Saiten, von denen jeweils 5 Saiten mit der rechten und 5 Saiten mit der linken Hand getappt werden.
Eine erweiterte Version der Grand Stick mit 12 Saiten, von denen jeweils 5 Saiten mit der rechten und 5 Saiten mit der linken Hand getappt werden.
Sorof hat sich zwar für das Instrument entschieden, weil es äußerst rationell und effektiv konstruiert ist, allerdings nicht für aus die aus dem Stick Standard Tuning resultierte Methode. Hierin bevorzugte er frühzeitig einen eigenen Weg und ein eigenes System und Methode zu entwickeln.
So eröffnet sich eine neue Welt, sowohl für Komposition als auch für Interpretation. Pianistisches Denken verschmilzt mit dem Saitengefühl der Gitarre.
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