Der Begriff „Tap Gitarre“ („Tap Guitar“) oder „Tapping Gitarre“ („Tapping Guitar“) beschreibt eine Spielart auf der Gitarre, die sich von der traditionellen Spielweise mit der Teilung in Griffhand und Anschlagshand grundsätzlich unterscheidet.
„Tappen“ (sprich: täppen) heißt, dass die Saiten mit den Fingern auf das Griffbrett geschlagen werden. Die Saiten werden gehalten, nachdem sie heruntergeschlagen wurden. So entsteht eine neue Möglichkeit der Tonbildung, die zwar in der Gitarrenwelt bekannt ist, sich aber längst noch nicht durchgesetzt hat. Jede Hand ist beim Tappen Anschlagshand und Griffhand zugleich.
Mit der „Tapping-Technik“ wird ein pianistisches Denken auf die Gitarre übertragen. Der komplementäre Einsatz von Griff- und Anschlagshand der traditionellen Spielweise wird durch die Möglichkeiten einer neuen Symmetrie beider Hände fundamental erweitert.
Diese Art der Tonbildung ist keinesfalls neu. So ist die Hammer-On und Pull-Off-Technik der linken Hand fester Bestandteil beispielsweise der Flamenco-Stilistik. Das Legato-Spiel in der klassischen Literatur folgt dem gleichen Prinzip. Soweit nur kurz einige Beispiele.
Dennoch wurde dieses Prinzip der Tonbildung auf akustischen Instrumente eher selten eingesetzt, weil die Ton zu leise sind und keine große Dynamik möglich ist.
Diese mangelnden Voraussetzungen änderten sich durch die Erfindung der E-Gitarre. Die elektro-akustische Tonerzeugung gab nun genug Energie her, eine eklatant größere Dynamik, so daß das „Tappen“ als logische Weiterentwicklung der neuen Möglichkeiten rasch gefunden werden sollte.
Bisher gilt der Amerikaner Jimmie Webster als einer der ersten Entdecker des Tapping, angeregt durch Harry deArmont. Er veröffentlichte 1952 seine „Tapping-Methode“ für die 6-saitige Gitarre und auch eine Schallplatte.
Eine wegweise Erneuerung zur Tapping Technik erfand im Jahr 1974 der Amerikaner Emmett mit dem Chapman-Stick und seiner Idee, die Finger in senkrechter Position zu den Saiten, also parallel zu den Bundstäbchen zu halten.Er kreierte diese Two-Hand-Technik mit senkrecht zum Griffbrett gehaltenen Händen auf einer 9-saitigen Gitarre im Jahre 1969. Chapman richtete die Finger der rechten Hand senkrecht auf Hals und Saiten aus, genau wie die linke Hand bei der üblichen Haltung der Gitarre. Die Hände erreichen das Griffbrett von entgegengesetzten Seiten, die Hände sind so parallel zueinander orientiert. Mit dieser Handhaltung wurde eine entspanntere Körperhaltung und damit eine unverkrampfte Spieltechnik möglich. Diese Technik erlaubt es jeder Hand alle Punkte auf dem Griffbrett in jeder Richtung zu erreichen. Chapman war der erste, der so spielte. Die anderen Ansätze (Webster, Bunker, van Halen) setzten die Finger der rechten Hand parallel zu den Saiten ein. Chapman strukturierte seine Ideen als erklärte Spielmethode und begann Gitarristen und Baßgitarristen zu unterrichten. Chapmans Idee bezieht sich nicht nur auf den Stick, es ist eine prinzipielle Idee, um eine gute Tapping- Technik und musikalische Qualität zu erreichen. Er veröffentlichte diese Idee u.a. in seinem Buch: Emmett Chapman, „Free Hands – A New Discipline of Fingers on Strings“, Los Angeles, 1974.
Mathias Sorof begann 1978 mit seiner konsequenten Arbeit, ohne Vorbild, initiiert durch seine Idee und durch Intuition.
Die bis heute relevanten Schwerpunkte der Tapping-Methode sind:
1. Das Two-Hand-Solo-Tapping: Tonleitern und Arpeggios werdenals Single-Note-Lines mit beiden Händen im koordinierten Zusammenwirken gespielt. Das ermöglicht eine erstaunliche Virtuosität.
2. Die polyphone Symmetrie: Linke und rechte Hand verfolgen gleichberechtigte Melodieführungen (Kontrapunkt).
3. Die homophone Symmetrie: Linke und rechte Hand intonieren unterschiedliches Material. Beispiel: die rechte Hand spielt rhythmisierte Akkorde – die linke Hand spielt eine Melodie
Neben der Entwicklung der Sorof-Tuning-Methode seit 1980 führte Sorof seine Tapping-Entwicklung für die 6-saitige nebenher weiter. Sorof behielt im Gegensatz zu einigen Kollegen die klassische Gitarrenstimmung E, A ,d ,g, h , e` bei. Die nachfolgenden Hörbeispiele sind für diese Stimmung komponiert.
Es besteht demnächst die Möglichkeit, Kompositionen für Tapping-Gitarren als Noten an dieser Stelle zu bestellen. Dafür ist die Veröffentlichung eines Band mit leichten bis mittelschweren Etüden für die 6-saitige Gitarre mit klassischer Stimmung fast fertig gestellt.
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